Worte werden zu BIldern...
- Christine
- 11. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Schildkröten können dir mehr vom Weg erzählen als Hasen…
… und Worte werden zu Bildern
Es gibt diesen Garten.
Jeden Tag in der Früh gehe ich daran vorbei.
Vor Jahren war er im Sommer immer von Gartenzwergen bevölkert.
Die hatten drei Gartenzwergburgen.
Im Winter waren die Zwerge weg.
Das hat meine Kinder und mich schon immer dazu angeregt,
uns Geschichten auszudenken.
Was die Zwerge wohl im Winter machen?
Wohin sie reisen?
Ein alter Mann lebte dort.
Einer von der Sorte, die immer schon alt waren.
Der pflegte seinen Garten, pflanzte Blumen, mähte den Rasen…
Ein großer Kirschbaum stand auch da.
Den Baum gibt es noch.
Den alten Mann nicht mehr.
Nicht hier bei uns.
Die Blumen im Garten wachsen weiter.
Natürlich ist alles ein bisschen verwildert - aber es ist ordentlich verwildert,
wenn ihr wisst, was ich meine.
So wie nur ein Garten verwildert, der lange, lange Zeit sehr gepflegt war.
Das Haus des alten Mannes steht leer.
Manchmal ist die Türe offen. Manchmal ist sie geschlossen.
Manchmal ist ein Stück des Rasens gemäht.
Nie aber die Stelle, an der die Akeleien wachsen.
Auch wenn die schon ganz braun und trocken sind.
Ich finde das wunderbar.
Im Garten steht eine Bank.
Ein Feuerkorb.
Und drei alte Badewannen. Mit Löwenfüßchen.
Ich stelle mir vor, dass nächtens dort manchmal Feste stattfinden.
(In den Nächten vor den Tagen, an denen die Haustür morgens offensteht.)
Die Gartenzwerge laden Freunde ein. Elfen, Trolle, Gartenwesen.
Es wird getanzt und geplaudert.
Vielleicht kommt der alte Mann dazu und freut sich über die Gesellschaft.
Ein bisschen wie bei Shakespeare.
Ein Sommernachtstraum.
Worte werden zu Bildern.
Ich experimentiere mit Drucktechniken.
Auf Papier, Stoff und Keramik.
Siebdruck, Linoldruck, Papiertransfer.
Solche Sachen.
Was mich interessiert, sind vor allem Text und Schrift:
Im schönsten Haus der Welt gibt es einen alten Kaufvertrag.
Handgeschrieben.
Er erzählt die Geschichte des Hauses, das jetzt unseres ist.
Wir erzählen sie weiter.
Ich habe - ein Jahr nach dem Tod meiner Mutter - erstmals in die Kiste geschaut,
in die ich damals den Inhalt „der Lade“ geräumt hatte.
"Die Lade" war für uns alle immer sehr geheimnisvoll.
Briefe, Fotos, Poesiealben, Dokumente.
Vieles noch handgeschrieben.
So viele Geschichten. Geschichten, die ich teilweise noch kenne,
die alle auch ein bisschen etwas mit mir zu tun haben.
„Das muss ich meinen Onkel fragen!“,
habe ich beim Durchsehen ganz oft gedacht. Und das werde ich auch.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich habe eine Sammlung von alten Dokumenten und Büchern.
Gefundenes und Geschenktes.
Geschichten, die ich erzählen möchte, ohne sie eigentlich zu kennen.
Spurensuche.
Wieder einmal.
Ich arbeite mit diesen Schriftstücken.
Ich fotografiere und scanne, kopiere und pause sie,
drucke sie auf Folien, fertige Siebdruckschablonen…
und kann so all diese Geschichten auf meinen Tellern und Schalen erzählen.
Dazu kommen kleine gezeichnete Bilder.
Käfer auf Papiertransfer. Tierportraits. Meine eigene Handschrift.
Und Punkte. Natürlich. Lunares sind immer dabei.
Worte werden zu Bildern.
Das ist alles so spannend.
Das Finden. Und das Bearbeiten.
Und ständig muss ich meine Ungeduld zügeln.
Weil das Ergebnis kann ich erst beurteilen, wenn das Probestück fertig ist.
Die Siebdruckschablone muss trocknen, der Ton gebrannt, die eingescannten Dokumente bearbeitet werden, um gute Ergebnisse zu erzielen.
… langsam, langsam geht das alles.
Mir fällt es oft schwer, immer wieder zu warten.
Ich weiß aber auch, dass es gut ist.
Weil dazwischen denke ich nach. Habe neue Ideen, verbinde Altes mit Neuem,
werde mir klar, wohin ich mit all diesen Experimenten eigentlich will.
"Coddiwomple" ist ein englisches Slangwort, das einen zielgerichteten, aber unbestimmten Weg beschreibt. Es bedeutet, sich auf eine Reise zu begeben, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben, aber dabei dennoch entschlossen voranzukommen. Es ist eine Art, sich durch das Leben zu bewegen, vielleicht sogar mit einer gewissen Absicht, aber ohne einen bestimmten Endpunkt zu kennen.
Genau so.
P.S. 1: Die Wohnzimmertomaten gedeihen prächtig!
P.S. 2: Der Bär ist zurück und das ganze Haus duftet nach den Mangos,
die er in seinem Koffer mitgebracht hat!