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Fotosession mit Maria Hörmandinger - die Fülle meiner Arbeit

"Was ist eigentlich Poesie? ...

Poesie im weiteren Sinne, wie es sie in der Prosa gebe, aber auch in Gemälden, in Fotografien, im Film, in der Musik.

Poesie - sie hat ...

mit der Erfahrung von Zeit zu tun ...

vielleicht könnte man sagen:

Sie ist eine Art, die Gegenwart ganz Gegenwart sein zu lassen.

Ein Mittel, die Zeit anzuhalten. ...

Etwas Poetisches, auch, wenn es nur etwas Kleines ist, ein winziges Detail, gibt dem Leben im Moment der Betrachtung eine Tiefe, die es sonst nicht hat. ..."

(aus "das Gewicht der Worte" von Pascal Mercier)

das Schöneberg - ein neues Kaffeehaus in Wien

ein ganz besonderes Projekt: Tassen und Teller für ein neues Kaffeehaus in Wien

Von der Idee zur gemeinsamen Entwicklung von Form und Design bis zur Ausführung war das ein spannender Prozess.

Einiges an Aufregung entstand dadurch, dass der Logostempel zu spät geliefert wurde - dadurch kam ich in Zeitnot und musste buchstäblich bis zur letzten Minute brennen - den letzten Ofen hab ich in der Früh ausgeräumt, bevor ich zum Flughafen nach El Hierro musste...

Aber es ist gelungen - das Kaffeehaus wird im April 2023 eröffnet werden.

Keramikexperimente "Ton in Ton"

Heuer beschäftige ich mich besonders gerne mit den Möglichkeiten der Engobe- bzw Schlickerbemalung. "Ton in Ton", im wahrsten Sinne des Wortes. Unterschiedliche Tonsorten ergeben - gefärbt oder ungefärbt - glasiert oder unglasiert -  unterschiedlichste Effekte. Schicht für Schicht entsteht das Dekor dieser Keramiken. (fast wie bei einer Collage...)

Die wunderschönen BIlder sind von Maria Hörmandinger.

Keramikexperimente "Ton in Ton"

Ein Elfchen ist ein Gedicht. 
Eine einfache Form, bestehend aus 
11 Worten, die oft in Schule und Therapie angewandt wird und zum Ziel hat, über das Dichten sowohl zu Kreativität als auch zu Mitteilsamkeit anzuregen. 
Außerdem wird spielerisch das Einhalten von Regeln vermittelt.
Meine Elfchen sind anders.
Ton, Porzellanschlicker und Glasur gehen eine Verbindung ein. In 11 Arbeitsschritten 
entstehen diese zarten Becher und Schalen. 
11mal geht jedes dieser Stücke durch meine Hände, 11mal bekommt es für einige Zeit meine volle Aufmerksamkeit. 
Ich finde, das spürt man.

das Meer und der Wind

Gut Ding braucht Weile... besonders bei der Herstellung von Keramik. Und ganz besonders bei der Entwicklung einer neuen Serie.

Viele Versuche und Experimente, all die vielen Arbeitsschritte und Wartezeiten... was als "kleines Experiment" begonnen hat, wird wohl zu einer richtigen Serie werden (in 20 Jahren ist es mir erstmals gelungen, dass ich etwas Neues aus dem Ofen geholt habe und auf Anhieb zufrieden bin).

Das Glasieren ist ja prinzipiell nicht so meines. Für die neue blaue Serie habe ich mit Schlickerengoben experimentiert. Resteverwertung sozusagen. Weniger ist mehr.

"Das Meer und der Wind".

Dazu gibt es auch ein Musikvideo vom Capellmeister. Enjoy!

Tierfiguren in Rakutechnik

Zwischendurch sind ein paar Tierfiguren entstanden, wieder wunderschön in Szene gesetzt (mit Hopfen!) von Maria Hörmandinger.

Den Tapiren gilt seit meiner Kindheit meine besondere Liebe - fragt mich nicht, warum, ich weiß es nicht - und ich habe schon viele geformt.

Diesem speziellen Exemplar habe ich leider beim Fotoshooting das Ohr abgebrochen, man kann es kleben, aber verkaufen kann man es nicht mehr... solche Dinge passieren.

kleine Upcycling-Tierbildercollagen

Ich habe zur Abwechslung wieder einmal eine kleine Serie von Bildern gemacht: kleine humorvolle Tierbild-Collagen aus alten Buch- und Katalogseiten und Papierresten. Den Untergrund bilden meine alten Werbekarten, die nicht mehr aktuell aber viel zu schade fürs Altpapier sind und eine "gedrehte" Grundierung, die ich auf der Töpferscheibe mache.

Die Bildchen sind 15x15cm groß und (derzeit) ungerahmt.

Bildercollagen aus der Inselwerkstatt

Die ersten drei Monate des Jahres habe ich heuer sozusagen als "artist in residence" auf El Hierro verbracht.
Was dort entsteht, überrascht mich oft selbst. Ein bisschen Papier, ein paar Farben... und Zeit zum Experimentieren, Freiheit, keinerlei Produktionsdruck... während ich auf die Lieferung von Ton, Töpferscheibe und Ofen warte, klebe, male und reiße ich mich durch die Tierwelt, versuche mich an Portraits und experimentiere voller Entdeckerfreude mit Farben, Papieren und Texturen (Papiersackerln sind super Malgründe und am Henkel kann man sie auch gleich aufhängen!).

 

You cannot control everything.
Your hair is put on your head
to remind you of this.

 

Ich wollte weiße Tassen machen.
Die sind lila geworden.

Vermutlich weil andere Glasuren

auf anderen Gefäßen,
die zugleich im Ofen waren,
mit der weißen Glasur reagiert haben.
Eigentlich eh schön,

allerdings war es eine Bestellung
und die Dame mochte das Lila

leider gar nicht.

Pech gehabt, zurück an den Start, neue Tassen müssen her!

Darüber könnte ich mich ärgern. Bringt aber nichts.
„Ich bin ja nicht gescheitert – ich habe lediglich einen Weg entdeckt, der nicht funktioniert hat.“ (frei nach T.A. Edison).

Auch nicht schlecht.
Und für die lila Tassen findet sich sicher ein Abnehmer.

So geht es mir öfter.
Dass ein Ergebnis, und auch schon der Arbeitsprozess,
nicht restlos kontrollierbar ist,

meine ich.
(Zumindest nicht bei meinem momentanen Wissensstand.)

Man ist beim Töpfern zum Beispiel sehr von der Temperatur und vor allem von der Luftfeuchtigkeit abhängig.
Die beeinflussen nämlich,

wie lange das Trocknen dauert.
Und das Trocknen, die Wartezeiten, bis der Ton für den nächsten Arbeitsschritt die richtige Konsistenz hat, ist ein wesentlicher Faktor.

Der richtige Zeitpunkt.
Hat man den erwischt, funktioniert es.
Manchmal flutscht es geradezu.

Ist ja eh immer so.
Bevor die Zeit nicht reif ist,
kann man sich plagen,

soviel man will,
das Ergebnis wird ziemlich sicher nicht befriedigend
und der Aufwand sehr groß sein.

Aber wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt –
hui! - schon ist das Konzept für den Urlaubs-Lehrgang fertig.

Bei vielen meiner Angebote oder Projekte erlebe ich das so.
Man hat eine Idee, aber irgendwie noch nicht so richtig,
es hakt noch und sperrt sich…

und eines Tages – tadaaa!

Natürlich kommt das nicht

ganz von selbst.
Dazwischen liegen Arbeits- und Entwicklungsschritte,
die uns – wenn auch oft nicht bewusst und auf eher indirekten Wegen – unserem Ziel näherbringen.

Es lässt sich nicht erzwingen.

Das Abdrehen ist ein Arbeitsschritt,
bei dem man die zuvor gedrehten Gefäße noch einmal
von außen bearbeitet, vor allem am Boden, um der Form quasi den letzten Schliff zu geben.
Es ist eine sehr befriedigende Arbeit, man sieht deutlich,
wie die zunächst noch etwas plumpen Schalen an Form gewinnen, Fingerabdrücke und unschöne Ränder werden entfernt und

die Oberfläche geglättet.

Vorausgesetzt, man hat den richtigen Zeitpunkt erwischt!

Ist der Ton noch zu weich,

funktioniert es nicht richtig.
Man verschmiert die Oberfläche
und kann das Werkzeug

nicht sauber führen.
Ist er zu hart, lässt sich der Ton

nicht mehr schneiden
und bricht unter Umständen sogar.

Der Ton muss lederhart sein.
Jetzt ist aber lederhart leider

kein festgelegter Begriff,
man kann nicht sagen,

„nach 2 Stunden

ist der Ton lederhart“.
Kann sein. Kann aber auch nicht sein.

Es kommt darauf an, wie groß

und wie dick das Gefäß ist,
wie nass der Ton war und eben auch
wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist…

Will man befriedigende Ergebnisse erzielen, (und letztlich wollen wir das alle, auch wenn wir noch so experimentell arbeiten.)
muss man lernen, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen.
Zu spüren, wie sich der Ton anfühlt,
wenn er bereit ist,

abgedreht zu werden.

Beschleunigen kann man das nicht.

Natürlich kann man versuchen

zu schummeln,
in die Sonne stellen, föhnen, …
aber so richtig funktioniert das nicht.
Ein gleichmäßiges Trocknen kann dabei nicht erreicht werden,
und das merkt man dann beim Weiterarbeiten.

Oft heißt es also warten –
bzw. in der Zwischenzeit
an einem anderen Projekt weiterarbeiten.
(Bis auch da ein Punkt erreicht ist,
an dem man wieder warten muss,
bevor man weiterarbeiten kann.)

Zu warten heißt nicht, dass man die Arbeiten einfach stehen lassen kann und (zum Beispiel am nächsten Tag) später wiederkommen und weiterarbeiten.

Es ist notwendig, immer wieder hinzuschauen und zu -spüren,
sich immer wieder zu vergewissern,
wie der Trockenprozess voranschreitet.
Ist der Ton nämlich einmal zu trocken geworden, lässt sich das nicht mehr rückgängig machen.

Nur wenn ich also in ständigem Kontakt mit meinem Projekt oder meiner Idee bleibe,
sie eben nicht ganz aus meinen Gedanken verbanne,  nur dann bin ich auch sicher zur Stelle, wenn der richtige Zeitpunkt da ist.

Und dann kann es sich anfühlen,
als würde es wie von selbst gehen.

Das gilt im Prinzip für alle keramischen Techniken.
Und auch sonst, finde ich.

Keine Angst, falls der richtige Zeitpunkt mitten in der Nacht eintritt,
muss ich nicht um 3 Uhr früh abdrehen. Es gibt ja zum Glück Plastikfolie, mit der ich meine Arbeiten abends einpacken kann,
damit sie ihr langsames Trocknen erst dann fortsetzen, wenn ich für sie Zeit habe und sie wieder auspacke…
es dauert dann eben nur

ein bisschen länger.

Ein bisschen Kontrolle habe ich nämlich schon!


¡cuidense - passt auf euch auf!

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Die eigene Wahrnehmung schärft sich, wenn man Vertrautes durch die Augen eines anderen betrachtet.
aus „Die Mitte der Welt“ von Andreas Steinhöfel

 

Distanz schafft Klarheit.
Berührung schafft Stabilität.
 
Wenn ich meinen Garten betrete, denke ich oft:
Das Gras müsste gemäht werden,
die Räucherkiste vom letzten Raku brennen hab ich immer noch nicht weggeräumt,
die – zweifellos wunderschönen – Rosen hängen so weit
über den Weg, das man sich bücken muss, um darunter durch zu gehen.

Dann nehme ich mir gar nicht die Zeit,
all das Schöne wahrzunehmen,
weil ja im Haus oder in der Werkstatt schon wieder Arbeit auf mich wartet. (Der Boden müsste gewischt werden,
die Wäsche hab ich noch nicht weggeräumt,
die Werkstatt für den nächsten Kurs noch nicht fertig hergerichtet…)

Wenn dann Besucher kommen und den Garten, das Haus und die Werkstatt zum ersten Mal sehen, sehe auch ich alles plötzlich wieder mit anderen Augen.

Sehe die Schönheit und das Besondere.

Ihr kennt das alle: Wenn man nach einem Urlaub
oder einer längeren Abwesenheit nach Hause zurückkommt, erscheinen einem all die vertrauten Dinge irgendwie anders.
Man sieht Details, die man schon lange nicht wahrgenommen hat, man freut sich auf Gewohntes, als wäre es neu und besonders.

Meine Gartenbank zum Beispiel.
Ich freue mich immer so sehr auf meine Gartenbank.

Manchmal wache ich sehr früh auf.
Dann nehme ich meinen Schlafsack und lege mich

auf die Bank vor dem Haus.
Höre den Vögeln zu.
Sehe den Tag langsam hell werden.
Um diese Tageszeit ist der Garten ganz anders. Wie verwandelt.
Ich fühle mich beschenkt,
ihn auch aus dieser Perspektive kennenlernen zu dürfen.

Wann habt ihr zuletzt etwas zum ersten Mal getan?

Oft fällt uns das gar nicht leicht.
Die meisten, die zum ersten Mal an der Töpferscheibe sitzen,
sind zunächst erstaunt –
oft auch ein bisschen enttäuscht –
wie schwierig das Töpfern ist.

Wir sind es nicht gewohnt, etwas nicht zu können.
Die meisten Erwachsenen vermeiden das. Wir wollen keine Fehler machen.
Wir denken, Fehler zu machen oder etwas nicht zu wissen, hat etwas mit unserem Wert als Person zu tun.

Dabei nehmen wir uns die Chance, etwas Neues zu entdecken.

Die Welt für einen Moment mit neuen Augen zu sehen.

Eine bislang unbekannte Erfahrung

zu machen, die uns bereichert und unseren Horizont erweitert.
Sogar oder gerade dann,
wenn wir etwas - zunächst – nicht können.
Sogar oder gerade dann wenn wir Fehler machen.

Der Fortschritt eines ganzen Übungstages liegt oft nicht in einem perfekten Ergebnis.
Das ist an einem Tag gar nicht zu erreichen (übrigens auch nicht in einer Woche oder einem Jahr).

Der Fortschritt liegt darin, dass wir einen oder einige der vielen kleinen Zwischenschritte auf dem Weg zum Ergebnis ein kleines bisschen besser zu beherrschen lernen.

Jeder dieser Zwischenschritte ist wichtig und notwendig,
keinen können wir auslassen,
jeder kann das Ergebnis beeinflussen.

Und indem wir uns all diese kleinen Handgriffe, all diese kleinen Bewegungen und Abläufe,
wieder und wieder bewusst machen,
sie üben und wiederholen,
erzielen wir mit der Zeit ein befriedigendes Ergebnis.

Quasi unbemerkt.
Wie von selbst.
Weil unser Fokus während der Arbeit ganz woanders liegt.

Auch da schaffen wir eine Art von Distanz.

Wir distanzieren uns von der Vorstellung, das Ziel unseres Tuns sei einzig und alleine das Ergebnis.

Wir konzentrieren uns darauf, den Ton zu zentrieren,
zu erlernen, unsere Finger auf eine Art und Weise zu bewegen, die der Ton dann als Form wiedergibt.
Dabei sind wir zugleich

ganz nah dran.
Anders geht es nicht.
Das ist kein Widerspruch.

Distanz und Nähe.
Abstand und Berührung.
Alleine sein und

in Gemeinschaft leben.
Entweder oder und beides.

Wenn wir uns selbst dabei betrachten,
wie wir neue Erfahrungen machen,
lernen wir uns selbst ein kleines bisschen neu kennen.
Schaffen so Nähe zu uns selbst.
Aus der Klarheit der Distanz.


¡cuidense - passt auf euch auf!

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Nichtstun ist die allerschwierigste Beschäftigung
und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt.

Oscar Wilde

Was tut ihr, wenn ihr nichts tut?

Und ich meine jetzt nicht, vor lauter Erschöpfung nicht mehr können und dann vor dem Fernseher oder mit einem schlechten Krimi im Sessel hängen, weil nichts mehr geht.
Ich meine das gute Nichtstun.

Könnt ihr das?
Einen ganzen Tag einfach nichts tun?
Und was tut ihr, wenn ihr nichts tut?

Ich kann im Sommer stundenlang

im Garten liegen,
lesen und schlafen

und in die Bäume schauen.
Ich kann auch eine Woche lang

auf der Alm nichts tun.
(und mich dabei so oft es geht verirren!)
Am Meer kann ich besonders gut nichts tun.
Das Meer tut sozusagen für mich.

„Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“ meint Astrid Lindgren.
Und ich finde, sie hat recht.

Was tut ihr, wenn ihr nichts tut?

Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Auf einen 3000er zu steigen

fällt für die einen
in die Kategorie „Nichtstun“,
für die anderen ist es schlicht und einfach Wahnsinn.
In die Therme zu fahren und ein Wochenende lang „nichts
zu tun“ ist für die einen

das Höchste der Gefühle,
für die anderen eine

ziemlich grausige Vorstellung.
Der eine kann einen ganzen Tag lang mit einem Buch in der Ecke sitzen,

die andere muss sich bewegen

und Sport machen

um den Kopf frei zu bekommen.

Geht es darum?

Den Kopf frei zu bekommen?

Wovon? Wofür?

"Man kann nicht nicht kommunizieren." (sagt Paul Watzlawick)
Man kann auch nicht nichts tun.
Und doch tut es unheimlich gut,

dieses Nichtstun.
Was auch immer es ist.

Bei mir in der Werkstatt gibt es

einige Gelegenheiten, nichts zu tun.
Und sich dabei etwas Gutes zu tun.

Ich lade Euch ein!

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Weiter machen. Wieder scheitern. Besser scheitern
Samuel Becket

 

Eine Besonderheit bei der Herstellung von Keramik ist es, dass man immer erst ganz zum Schluss
- am fertigen Produkt -
sieht, ob das Ergebnis gelungen ist.

Es gibt bei jedem Arbeitsschritt eine Menge von Faktoren, die auf unterschiedlichste Weise
zusammenwirken können.

Im aktuellen Keramik-Lehrgang

ist daher zum Beispiel
die Herstellung von Glasurproben
ein wichtiger Programmpunkt.


Da wird viel diskutiert.
Weil es ja immer auch Geschmackssache ist.
Was den einen in Entzücken versetzt,
geht für die andere gar nicht.

Nicht immer gelingt es,
die eigenen Vorstellungen

zu verwirklichen.
Natürlich wird das

mit der Erfahrung einfacher.
Aber es gibt immer wieder Überraschungen.

Übrigens auch durchaus erfreuliche.

Wie bei der lila Glasur,

die mir irrtümlich geliefert wurde

und die ich "pur" schlicht und einfach unmöglich finde.

Nach ein paar Versuchen zusammen mit anderen Glasuren, habe ich aber "zufällig" eine Kombination entdeckt, die ab sofort zu meinen Lieblingsglasuren zählt!

So kanns auch gehen.

Zum Stichwort "Zufall" findet sich
in meinem Keramik-Lexikon

(von Gustav Weiß) folgender Eintrag: "... Das Wirkenlassen von Naturkräften wird oft wegen deren Komplexheit als Zufall angesehen im Gegensatz zum Vorbestimmten,
das nach dem Willen des Künstlers vorgezeichnet ist."

Was das bedeutet?
Ich lese es so:
Es gibt keinen Zufall,

wir wissen es nur
einfach (noch) nicht.
Und : Der Wille des Künstlers

ist das eine.
Das Wirken der Naturkräfte mitunter etwas ganz anderes.

Ich experimentiere im Moment viel
mit neuen Farben und Techniken.
Dabei entstehen viele Probestücke.

Einige davon sind aus meiner Sicht nur teilweise gelungen.

Oder gar nicht.

Und doch ist jedes einzelne davon

ein wichtiger Bestandteil

des gesamten Projektes.

Auch zu wissen,

wie man es nicht (mehr) machen möchte, ist ja ein Fortschritt.
Man sieht das Ergebnis.
Und macht mit der gewonnenen Erfahrung weiter.

Es ist wie wenn ein Musiker übt.
Immer wieder dasselbe Stück,

aber eben immer besser.
Nur dass nicht alle musikalischen Versuche und Irrtümer danach

noch sichtbar sind.

Meine Probestücke schon.
 
Scheitern? Wer will das schon?
Wer kann das schon?
Scheitern ist für uns in den allermeisten Fällen negativ besetzt.

Entweder wir können.

Oder wir können nicht.

Wir sind ja schließlich erwachsen.
Schule und Ausbildung liegen

weit hinter uns.
Und begabt sind wir doch auch.
Kreativ sogar. Also.

Manchmal finden wir es

sogar charmant,
etwas nicht zu können.
Wir definieren uns so.
„Autos reparieren? Babies wickeln? Kuchen backen?
Davon verstehe ich nichts, das kann ich gar nicht.“

Natürlich könnten wir.
Wenn es uns interessieren würde.
Weil, was uns interessiert,

das können wir.
Lernen.
Selbst unter schwierigsten Vorrausetzungen.
Dafür gibt es zahlreiche Beispiele.
 
Siehst du!

Und Scheitern interessiert uns nicht.
Sollte es aber.

Das Ziel unserer Bemühungen

ist nämlich in den

allerwenigsten Fällen Perfektion.
(Dort, wo sie es ist, ist das Scheitern ja schon vorprogrammiert.

Und somit auch der Lerneffekt. Wunderbar!)

Ist unser Ziel aber eine stetige Weiterentwicklung

unserer Fähigkeiten,

seien es handwerkliche, menschliche
oder schlicht und einfach die Fähigkeit, das Leben zu meistern,
so ist jedes Scheitern

eine neue Chance.

Jeder Versuch bringt uns weiter. Alles, was wir uns erarbeiten, erweitert unseren Horizont.

Also habt Geduld.
Mit euch selbst.
Das ist das Schwierigste.

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Im Traum suche ich immer das Weite.

H.C.Artmann

Wir haben uns einen Traum erfüllt:
Wir verbringen einen Teil des Jahres
auf einer kleinen Insel im Atlantik.


Wovon träumen wir?
Vom Meer. Vom Wind.
Von der Freiheit und der Zeitlosigkeit.
Von Zufriedenheit.
Vom Aufbruch zu neuen Ufern.
Große Worte.

Von einer guten Zeit. Ohne Termine.
Davon, einfach einmal „weg“ zu sein.
Weit weg von allem, was belastend ist.


Wobei.


Wir sind ja da!
So da – so bei mir selbst – wie hier bin ich selten.

Man träumt sich weit weg und landet doch immer wieder bei sich selbst.

Es ist hier so wie überall: Es gibt gute Tage und weniger gute.
Das Wetter ist bei weitem nicht immer schön.
Viel Wind. Auch Regen.

Im Innen wie im Außen.

Man muss ja auch auf vieles verzichten, so weit weg.
Es entsteht Distanz zu Menschen und Dingen, die einem vertraut und selbstverständlich waren.
Das ist nicht immer einfach.
Für beide Seiten.

Wovon träumen wir noch?
Davon, sich mit dem zu beschäftigen, worauf wir Lust hatben.
Sich in das zu vertiefen, wozu im Alltag keine Zeit ist.

Apropos Alltag: Auch bei der künstlerischen Arbeit und im Kursbetrieb schleicht sich mit der Zeit Routine ein.
Man muss ja von etwas leben. Auch wirtschaftlich denken. Zumindest ab und zu.


Ich liebe es, Kurse zu halten und ich produziere mit Freude, das schon.
Aber oft bleibt wenig Platz für neue Ideen und Experimente.
Mit dem, was ich schon kann, bin ich auf der sicheren Seite.

Apropos Alltag: Auch hier ist Alltag. Und das ist gut so.
Aber hier bin ich unbeobachtet. (Streckenweise gelingt es mir sogar, von mir selbst unbeobachtet zu sein – ganz und gar aufzugehen in dem, was ich tue…)


Hier kann ich auf die Suche gehen.
Auf die Suche nach dem, was außerdem noch da ist.
Auf die Suche nach Möglichkeiten.

Mich in die Werkstatt setzen und keine Ahnung haben, was ich tun werde. Einfach anfangen. Und schauen, was dabei herauskommt.

„Was wir finden entscheidet sich dank unserer Möglichkeiten zu verstehen.“ sagt Fräulein Smilla.
(aus Peter Høeg, Fräulein Smillas Gespür für Schnee)


Wir können all das finden, was schon in uns da ist.
Und uns selbst überraschen.

Wenn wir es zulassen.

Ich träume davon,

etwas Neues auszuprobieren.

Etwas, das ich noch nie vorher gemacht habe.

Mir Zeit zu nehmen.

Mich künstlerisch weiterzuentwickeln.
Das muss man üben.
Sowohl das „sich die Zeit nehmen“, als auch die Sache selbst muss man üben.
Dafür braucht es Zeit.

Es braucht Zeit, um zu üben,

sich Zeit zu nehmen.


Ein Musiker muss üben.

Eine Töpferin auch.
Eine Managerin, ein Koch,

eine Gärtnerin…
es ist immer auch harte Arbeit,

etwas zu können.
Und es gibt keine Garantie.


Aber.

Das gute Gefühl, es probiert zu haben.
Etwas gelernt zu haben.

Seinen Weg zu gehen.

Da ist es – manchmal – gar nicht so wichtig, was dabei herauskommt.
 
Es muss ja gar nicht Kunst sein.
Es geht um die Neugierde.
Auf sich selbst.

Auf Möglichkeiten und Träume.

Dafür braucht es Freiheit.
Die Freiheit, nichts zu müssen

aber alles zu dürfen.
Um herauszufinden, was wir können.

 


und - wie immer - cuidense!

passt auf euch auf!

Christine

 

(im März 2022)

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