Prinzipiell geht es im Intensivkurs ja ums Töpfern.
Also um die Technik, aus Ton auf einer Töpferscheibe Gefäße zu formen.
Viele Menschen möchten das lernen. Oder zumindest einmal ausprobieren.
Es sieht so schön aus, wenn ein Töpfer oder eine Töpferin einen Klumpen Ton mit Leichtigkeit
zu einer Vase oder Schale formt. Wie von selbst. Naja.
Zuerst kommt die Demonstration. Mit ausführlicher Erklärung.
Niemand kann sich das auf Anhieb merken.
Und doch ist es wichtig, sich bewusst zu werden, wie komplex diese Arbeit ist,
was alles dazugehört.
Es geht um Konzentration, um bewusstes Wahrnehmen, Analysieren und Umsetzen.
Ohne dabei die Gedanken zu verknoten.
Wir brauchen Kraft. Wir müssen den Bauch anspannen. Uns aufrichten.
Unsere Finger mit Präzision, Gefühl und Körperspannung bewegen.
Auf die Körperhaltung achten, die Mitte finden.
Die Mitte der Töpferscheibe, in die wir den Ton zentrieren wollen –
aber vor allem unsere eigene Mitte. Ohne die geht es nicht.
Es geht um Körperlichkeit, individuelle Gegebenheiten, Proportionen, Kraft und Körperspannung.
Es gibt Tage, da sind wir von Anfang an müde, abgelenkt, nicht so recht bei der Sache.
Warum auch immer, das Leben ist fordernd.
Dann muss es vielleicht zunächst einmal darum gehen, loszulassen, anzukommen,
sich einzufinden, ganz konkret in der Werkstatt, in der Gruppe und in der Arbeit mit dem Ton.
Es geht also auch um unsere Befindlichkeit.
Oft entstehen fast nebenbei kleine Gespräche, ein bisschen Austausch, der uns hilft,
uns dann wieder ganz auf den Ton einzulassen.
Etwas Neues zu lernen ist immer eine Herausforderung.
Die Vorstellung der wunderschönen Vasen und Schalen, die wir gestalten wollten,
trifft auf die Schwierigkeit, den Ton zu formen.
Es ist wie wenn man ein Instrument lernen möchte: um es richtig gut zu können
braucht es viele, viele Übungsstunden.
Und auch ein bisschen Verständnis für das Material, das Instrument, die Materie.
Es geht also um unsere Erwartungen. Und wie wir die in Einklang bringen können
mit dem, was wir können.
Oder eben nicht können. Für uns Erwachsene ist es oft nicht einfach, etwas nicht zu können.
Von Mal zu Mal wird es besser. Mit jedem Stück Ton, das wir formen, mit jedem Zentrieren, Aufbrechen und Hochziehen, wächst unser Verständnis für das, was wir da zu tun versuchen. Oft ist es ein kleiner Schritt, der gut gelingt, nicht immer gleich der ganze Ablauf.
Es geht also um Geduld. Um Geduld mit uns selbst. Das ist das Schwierigste.
Töpfern ist anstrengend. Körperlich und auch im Kopf.
Wir werden müde, brauchen eine Pause. Die einen vielleicht früher und mehr als die anderen.
Es bringt nichts, weiter zu arbeiten, wenn die Konzentration oder die Kraft nachlassen.
Und hier müssen wir das auch nicht.
Es geht also auch um Selbstfürsorge, um das Finden des eigenen Arbeitsrhythmus,
das Hinspüren auf die eigene Belastbarkeit.
Mit der Zeit stehen dann schon einige Gefäße auf dem Brett
und wir beginnen darüber nachzudenken, wie wir die weiterbearbeiten könnten.
Glätten, perfektionieren, ergänzen, dekorieren, bemalen…
Es geht also auch darum, dran zu bleiben.
Zurückzukommen und den nächsten Arbeitsschritt zu versuchen.
Es geht um abdrehen, polieren, engobieren, glasieren, um Werkzeuge und Techniken, Farben und Gestaltungsmöglichkeiten, Möglichkeiten und den persönlichen Geschmack.
Bei diesem Schritt wird deutlich, wie die Gefäße sich von Tag zu Tag verbessert haben,
welche Fortschritte wir gemacht haben.
Wenn wir jedes noch einmal zur Hand nehmen und bearbeiten,
erkennen wir die Bedeutung des Zentrierens, der gleichmäßigen Wandstärke
und des richtigen Zeitpunktes für jeden weiteren Arbeitsschritt.
Es geht also um Stolz.
Wir dürfen stolz sein auf das, was wir erlernt haben.
Und um Ehrgeiz. Es gibt immer Luft nach oben.
Stück für Stück, Schritt für Schritt werden unsere Gefäße „fertig“.
Wir sind zufrieden. Für diesmal.
Stellen sie beiseite zum Trocknen.
Räumen auf, putzen die Scheibe wieder sauber, beginnen uns zu verabschieden.
Die Heimreise, die nächste Woche, unsere Arbeit, all das tritt wieder in den Vordergrund.
Es geht also auch um Auszeit. Eine Pause vom Alltag.
Und darum, diese Auszeit wieder zu beenden. Auf eine gute Weise.
Dann werden die Arbeiten noch gebrannt. Glasiert vielleicht. Sind fertig zum Abholen.
Wir nehmen sie mit nach Hause.
Stellen sie auf den Tisch, benutzen sie, verschenken sie, freuen uns daran.
Der Prozess der Entstehung von Keramik ist immer ein langwieriger. Viele Arbeitsschritte, dazwischen immer wieder Trockenzeiten, brennen, glasieren, wieder brennen…
Es geht um Freude. Die Freude, etwas mit den eigenen Händen geschaffen zu haben.
Und es geht um Zeit. Um die Zeit, die etwas braucht, brauchen darf.
Das hat auch mit Wertschätzung zu tun.
Wertschätzung für einen Prozess. Einen Lern- und Entstehungsprozess.
Der an sich schon wertvoll ist. Abseits von den Ergebnissen.
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