der Nebelwald im Nebel, von An- und Abwesenheiten
- 26. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Hier ist auch Winter.
Frieren tut es nicht. Aber es ist kalt und es regnet viel.
Insgesamt regnet es leider viel zu wenig.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Wenn es hier regnet, dann geht das so:
Die Sonne scheint, sagt der Bär, ich fahre Frühstück holen.
Gute Idee, sage ich, aber beeil dich!
Der Bär zieht also seine Jacke an, setzt den Helm auf und öffnet die Tür -
wusch! es schüttet.
Ich warte noch ein bisschen, sagt der Bär.
Gute Idee, sage ich.
Weil auf der Moto ist so ein Platzregen ja wirklich kein Vergnügen.
Man muss sich trotzdem bewegen.
Der Inspector ist auch schon ganz steif.
Also gehen wir in den Nebelwald.
Der Nebelwald heißt Nebelwald, weil die Bäume den Nebel sammeln
und es darunter feucht bleibt. Früher gab es Becken unter den Bäumen,
in denen das Nebelwasser gesammelt wurde.
Das war die Trinkwasserversorgung, einen Fluss gibt es hier ja nicht.
Der Nebelwald ist sehr wichtig.
Es gibt da auch einen heiligen Baum.
Gleich oberhalb von Tiñor.
Ich fahre in den Mangogarten, sagt der Bär,
und baue an der Mangobäumchenbewässerung weiter.
Gute Idee, sage ich, unten am Meer ist es wärmer und es regnet nicht so viel.
Die Bäumchen brauchen das Wasser.
Der Bär geht nicht in den Nebelwald. Der Bär wandert gar nicht so gerne.
Wir ziehen also los.
Der Bär auf der Moto, der Inspector und ich a pie.
Hinterm Haus den Weg hinauf, an den Kühen vorbei,
die Straße zum heiligen Baum entlang und dann in den Wald.
Im Wald ist es ganz still.
Der Nebelwald heißt auch Nebelwald, wenn die Sonne scheint.
Aber heute ist es nebelig und das ist wunderschön.
Es ist noch stiller als sonst.
Man hört die eigenen Schritte und ein paar Regentröpfchen, die von den Bäumen fallen.
Ab und zu piepst ein Vogel.
Durch den Nebel und die Stille fühlt es sich an,
als wäre man in einem Raum - geschützt und ruhig.
Der Nebelwaldweg ist ein kleiner Weg.
So zwischen riesigen bärtigen Bäumen entlang, auf deren Ästen Farne wachsen.
Die knarren manchmal. Das hört man auch.
Es gibt Schluchten und Gräben, Steine und Flechten.
Und Vergissmeinnicht.
Der ganze Boden ist bedeckt mit den grünen Blättern der Vergissmeinnicht!
Noch blühen sie nicht, aber ich weiß ja, wie schön das sein wird
und kann mich schon jetzt darüber freuen.
Espero – ich warte, hoffe und freue mich, ihr erinnert euch?
Wir wandern also durch den Wald, der Inspector ist sehr motiviert,
er mags, wenn es kühl ist und den weichen Waldboden mag er auch.
Am Ende vom Wald - hier ist ja alles nicht besonders groß,
also ist man immer auch bald wieder am Ende von allem… -
am Ende vom Nebelwald geht es ein Stück steil bergauf
und dann entlang des Kraters oberhalb von Tiñor wieder zurück,
an den Kühen vorbei, den Weg hinunter…
Das Stück entlang des Kraterrandes mag ich besonders.
Man sieht ja nichts, wenn es so nebelig ist wie heute.
Man sieht weder die anderen Inseln, noch die schönen Orte im Krater unten,
wie kleine geschützte Gärten.
Aber sie sind da.
Und irgendwie ist ihre Anwesenheit an einem Tag wie diesem
sogar besonders deutlich zu spüren.
Wie ist es dir ergangen, fragt der Bär, am Meer scheint die Sonne.
Wir haben gar nichts gesehen, sage ich, und es war wunderschön.