... und warum man das eine vom anderen oft gar nicht genau unterscheiden kann.
Diese Woche ging es im Intensivkurs um experimentelle Brenntechniken.
Kapselbrand, Tonnenbrand, Rakubrand …
Wir haben am ersten Tag mit einem Tisch voller Materialien begonnen: Papier, Salz, Kaffeesatz, Alufolie, Metalloxide, Stahlwolle, Kupferdraht, Glasuren, Trennschlicker …
Wir hatten in verschiedenen Büchern gelesen, dass all diese Dinge unterschiedliche Spuren auf dem Ton hinterlassen können, im besten Fall mit wunderschönen Effekten.
Wir haben also Tongefäße mit Draht umwickelt, Papier und Stoff in Salzwasser getränkt
und alles in Alufolie oder Blechdosen verpackt.
Wir haben auch Trennschlicker und Glasur aufgetragen, gepinselt und getaucht,
Oxide darüber gestreut oder gepinselt.
Von den vielen Möglichkeiten, die es gibt, konnten wir nur einige wenige anwenden,
wir hätten sonst den Überblick verloren.
Nicht alles auf einmal zu wollen war eine wichtige Erfahrung in diesem Prozess.
Die Ergebnisse sind größtenteils nicht spektakulär,
wir hatten ja auch keine „schönen“ Gefäße, sondern nur Probestücke.
Bei diesem Kurs ging es nicht darum, schöne Arbeiten zu produzieren, sondern darum, Erfahrungen zu sammeln, Techniken und Materialien und deren Wirkungen auszuprobieren.
Wir wollten Fragestellungen wie „Kann man terra sigillata auch auf
rohgebrannten Ton auftragen?“ oder „Wie sieht naked Raku auf einer Porzellanengobe aus?“
oder „Bei welcher Temperatur ergibt Salz gute Ergebnisse und braucht man dazu auch brennbares Material wie Papier, obwohl bei den höheren Temperaturen der Kohlenstoff von der Verbrennung dann ohnehin wieder wegbrennt?“ beantworten.
Teilweise ist uns das gelungen.
Wobei jede Frage, die wir – für diesmal – beantworten konnten,
zehn neue Fragen aufgeworfen hat.
Die Brennmethoden, die wir angewendet haben, sind außerdem so wenig planbar (man weiß nicht genau, wie viel Grad es in der Tonne bekommt, im Rakuofen kann ich zwar die Temperatur messen, aber es macht ja auch einen Unterschied, ob ein Gefäß oben oder unten im Ofen steht, wie viel man in den Ofen gepackt hat, wie groß, wie dick, aus welchem Ton usw. die Arbeiten sind…), dass es in diesem Rahmen gar nicht möglich war, alle Fragen zu beantworten.
Man kann tage- wochen- oder sogar monatelang arbeiten und die Ergebnisse sind – naja. Experimente führen nicht immer zu gelungenen Arbeiten und
in jedem Fall ist der Weg dahin ein kurviger.
Aber man sammelt Erfahrungen.
Und von Mal zu Mal kann man dann weiterdenken, etwas weglassen oder hinzufügen,
auf ein Detail besonders achten, die Temperatur variieren,
anderes Räuchermaterial verwenden usw.
Eine unendliche Geschichte, die unendlich spannend ist.
Schritt für Schritt ergeben sich Ideen und Wege, die man weiterverfolgen möchte.
Und irgendwann wird dann auch etwas richtig Gutes entstehen.
Wobei es ja auch sehr unterschiedlich ist, was man jeweils als gelungen betrachtet.
Wir haben alle unterschiedliche Vorstellungen.
Was dem einen gefällt geht für die andere gar nicht.
Begeisterung und Enttäuschung liegen oft nahe beieinander.
Interessant ist es allemal.
Keramik zu machen ist ein Lebensweg, in dem die Möglichkeiten,
sich zu entwickeln, sehr groß sind. Man kann quasi gar nicht anders.
Unzählige Möglichkeiten bieten sich an, einen eigenen Weg zu gehen.
Die Freude, wenn etwas gelingt – und sei es nur ein kleiner Effekt auf einem Probestück –
steht der Enttäuschung gegenüber, wenn es nicht klappt, wenn alles einfach nur grau wird.
Natürlich lernen wir immer auch sehr viel aus den „Misserfolgen“:
Auf unpolierten Oberflächen kommen die meisten Effekte weniger gut zur Geltung.
Beim Tonnenbrand braucht es genügend Material, das große Hitze erzeugt.
Ist ein Gefäß schon zu stark abgekühlt, lassen sich Haare oder Federn nicht mehr einbrennen. Auf manchen Engoben hält sich der Rauch nicht gut ...
usw. usw.
In Summe war es aus meiner Sicht eine sehr erfolgreiche Woche.
Auch wenn ich euch keine wunderbaren Ergebnisse zeigen kann.
Wir haben viel gelernt und ausprobiert und den Kopf voller Ideen für weitere Experimente.
Wen die Ergebnisse konkreter interessieren, der kann im facebook-Album noch mehr Bilder und Beschreibungen anschauen. Und natürlich gerne fragen, kommentieren,
eigene Erfahrungen beisteuern... darauf wäre ich besonders gespannt!
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