von den Vorteilen der Nahversorgung...
- Christine
- 12. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Dienstag ist mein Dienst.Tag - heute bin ich "im Geschäft".
Neulich war ich in Wien.
Und hatte ein bisschen Zeit.
Da bin ich durch den siebten Bezirk gebummelt.
Kunsthandwerksgeschäfte suchen, hab ich mir gedacht.
Aber ich war ehrlich gesagt enttäuscht.
Vielleicht war ich in den falschen Gassen, zur falschen Zeit -
jedenfalls habe ich sie nicht gefunden, die kleinen Läden mit handgemachtem Kunsthandwerk. Es gibt schon ein paar nette Geschäfte, aber die haben alle eingekaufte Waren -
schöne Sachen, keine Frage, aber…
Ich hatte ja vor einigen Jahren selbst ein Geschäft in der Gegend.
Zuerst mit drei, dann mit einer Kollegin gemeinsam,
eigentlich ganz ähnlich wie jetzt art & wiese in Neulengbach.
Das hat auch gut funktioniert.
Damals hatten wir das Gefühl, es beginnt etwas. Es bewegt sich etwas.
Rundherum entstanden kleine Läden, Werkstätten und Geschäfte.
Man kannte einander.
Es gab Gassenfeste und gemeinsame Werbeaktionen.
Wo sind die alle hingekommen?
Ich weiß schon, die Mietpreise sind hoch, die Konkurrenz ist groß,
die Pandemie hinterlässt nach wie vor ihre Spuren…
aber schade ist es schon...
Für mich war es damals das Hinundherfahren, das mich am meisten belastet hat.
Mit dem Zug nach Wien, oft mit einem schweren Rucksack voll Keramik.
Diese Zeit fehlte mir in der Werkstatt.
Darum habe ich aufgehört.
Und Kooperationspartner für eine ähnliche Initiative hier in Neulengbach gesucht.
Und gefunden.
Jetzt schwinge ich mich fünf vor 9 auf mein Fahrrad und sperre um 9 das Geschäft auf.
In der Mittagspause hole ich mir Krokodile
(die gibt es so nur in Neulengbach, aber das ist eine andere Geschichte…),
sause wieder den Berg hinunter und kann gemütlich mit dem Bären jausnen
und sogar noch ein Mittagsschläfchen machen, bevor ich wieder ins Geschäft radle.
Wenn es etwas zu bringen oder zu holen gibt, man etwas vergessen hat
oder eine der Kolleginnen treffen will - kein Problem, das geht alles schnell und unkompliziert. Keine Fahrzeiten, keine Zugverspätungen, kein Parkplatzsuchen…
der schwere Rucksack passt problemlos in den Fahrradanhänger.
Nahversorgung ist schon eine feine Sache,
nicht nur für die Kunden sondern auch für uns Geschäftsleute.
Zuerst hatte ich Sorge, dass es hier am Land nicht so gut funktionieren würde.
Weil ja in Wien viel mehr Leute sind und so.
Aber tatsächlich funktioniert es sogar besser.
Weil wir einander kennen und unterstützen.
Weil die Verbindung zwischen Geschäft und Werkstatt bei uns allen
eine nahe und nachvollziehbare ist.
Weil man hier nicht anonym ist.
Weil es Freude macht, schöne Dinge einzukaufen, direkt dort, wo sie entstehen.
Man begegnet diesen Dingen dann immer wieder auch bei anderen Menschen,
in anderen Häusern, bei anderen Gelegenheiten.
(Nicht so wie wir das von der Kleidung aus den großen Ketten kennen,
wo oft alle dasselbe tragen, wie eine Uniform, und es eher unangenehm ist, jemanden in der gleichen Hose oder dem gleichen Pullover zu sehen.)
Nicht genau so, bei uns sind ja alles Einzelstücke.
Aber doch erkennbar.
In unserem Fall ist es wie ein einander Begegnen,
wie ein (Wieder)Erkennen: „ah, du warst auch bei art & wiese!“
Das schafft Verbindung.