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  • atelier1000blum

ich arbeite prozessorientiert...

In erster Linie sind es der Gestaltungsprozess, das Formen des plastischen Tons, das Dekorieren und das Brennen, die mich faszinieren.

Gar nicht so sehr das Endprodukt.

Wenn ich ein Projekt plane, sei es eine Serie oder ein Einzelstück,

so habe ich zu Beginn immer eine Idee, eine Anregung, mit der ich beginne.

Aber erst wenn ich den Ton in der Hand habe,

das Zusammenspiel von Form und Gestaltungselementen sehe und vor allem fühle,

kann diese Idee reifen und sich zu einem konkreten Plan entwickeln.

 

Um Keramik herzustellen braucht es viele Arbeitsschritte.

Viel Zeit.

Und Aufmerksamkeit.

Und Experimentierfreude.

Und auch die Bereitschaft, loszulassen.

Nicht jeder Plan war gut, manches stellt sich als zwar schön aber nicht praktikabel heraus,

manche Vorstellung erweist sich als nicht durchführbar.

Ein gelungener Arbeitsprozess zeichnet sich nicht ausschließlich

durch ein gelungenes Endprodukt aus.

Auch der Weg dorthin hat eine große Bedeutung.


Wer zum ersten Mal an der Töpferscheibe arbeitet ist oft überrascht.

Es sieht doch so einfach aus. Kraft? Körperspannung? Echt jetzt???


Wem es gelingt, sich auf den Prozess einzulassen,

wer sich davon lösen kann, unbedingt etwas produzieren zu wollen

und wer es sich statt dessen zum Ziel macht, mit dem Material und dem eigenen Körper,

der den Ton formen soll, in Kontakt zu treten, auf eine ganz und gar neue Art,

eine erste Begegnung sozusagen, ein erstes Bewusstsein für die Zusammenhänge

zwischen dem, was unsere Hände tun und dem, wie der Ton darauf reagiert,

der kann auch die ungeheure Befriedigung erleben, die es bedeutet, wenn ein Gefäß gelingt, wenn wir lernen, wie wir unsere Hände und letztlich unseren ganzen Körper einsetzen können um eine Idee Gestalt annehmen zu lassen.


Denn natürlich ist es immer auch das Ziel des Arbeitens mit Ton, etwas zu erschaffen, einen Plan umzusetzen und eine Idee zu verwirklichen.

Weil uns das Freude schenkt.


Weil der Kaffee aus der selbst getöpferten Tasse, der Salat aus der handgeformten Schale, einfach so viel besser schmeckt.

Weil wir diese Freude am Gestalten dann mit in unseren Alltag nehmen können.

Sie immer wieder spüren können, bei jeder Tasse Kaffee, die wir trinken.


Und doch.


Sich auf einen Prozess einlassen zu können ohne in erster Linie

auf das Ergebnis zu fokussieren ist ein Geschenk an uns selbst.


Wir sind so sehr konzentriert, den Ton zu zentrieren, dass unser Kopf herrlich frei werden kann. Wir sind so ganz und gar im Jetzt, in unserem Körper mit seinen erstaunlichen Fähigkeiten,

von denen wir gar nichts wussten, und die so wertvoll sind, gerade, weil es nicht einfach ist,

sie umzusetzen, weil man üben und sich weiterentwickeln muss.

Und weil das gelingt, einfach, indem wir es tun.

Mit aller Aufmerksamkeit, aller Zuwendung und aller Konzentration.

Nicht „nur“ mit dem Kopf. Nicht „nur“ mit den Händen.

Mit unserem ganzen Sein.


Das ist es, was ich in meinen Kursen zu vermitteln versuche.

Das ist es, was ich an meiner Arbeit so sehr liebe.

Diese unmittelbare und nachhaltige Freude, die wir imstande sind, uns selbst zu schenken, indem wir lernen, einem Stück Ton Gestalt zu geben.





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