Mir ist kalt, sagt der Bär, fahren wir ans Meer.
Gute Idee, sage ich, ist es dort warm?
Am Meer ist es immer warm, sagt der Bär.
Dann also los!
Zuerst müssen wir alles verstauen.
Der Bär hat nämlich einen neuen Schwimmpyjama, einen dickeren,
damit er länger bei seinen Freunden im Wasser bleiben und schöne Fotos machen kann,
und der ist sehr schwer. Der Pyjama.
Wenn aber der Rucksack sehr schwer ist, ist es hinten auf der Moto gar nicht einfach.
Vor allem beim Bergauffahren.
Und ich muss ja auch noch meine Malsachen mitnehmen.
Ein bisschen was zumindest.
Das Skizzenbuch und ein paar Bleistifte…
wir diskutieren also eine Weile, aber letztlich ist alles gut verpackt.
Dann ziehen wir los.
Auf der Moto nach Valverde, hinunter zum Flughafen und dann nach rechts, La Caleta.
Dort kann man besonders gut schnorcheln, sagt der Bär.
Es ist tatsächlich wärmer am Meer.
Ich male ein bisschen, bis ich ein paar meiner Zwiebelschichten ausziehen kann.
Und gehe sogar einmal ins Wasser.
Der Bär sowieso, der ist ja gut ausgerüstet.
Da oben sind schwarze Wolken, sagt der Bär,
ich mag nicht nass werden, fahren wir zurück.
Gute Idee, sage ich.
Wir packen also alles wieder zusammen und fahren den Berg hinauf.
Da vorne regnet es, schreit der Bär
(mit dem Helm auf dem Kopf hört man schlecht).
Ich kann es sehen, schreie ich. -
Und dann geht es los.
Dusche ist nichts dagegen.
Als erstes werden meine Knie nass.
Danach rinnt es in meine Schuhe.
Und so schön langsam bis in die untersten Zwiebelschichten. uuuuh.
Dem Bären geht es noch viel schlimmer, ich bin ja hinter seinem Rücken ein bisschen geschützt.
Als wir in Tiñor von der Moto steigen,
sind das einzige, was nicht vom Regen nass ist, die Haare unter dem Helm.
Und die waren schon vorher nass vom Schwimmen.
Meine Finger sind so kalt, dass ich die Schuhbänder gar nicht aufbekomme.
Erinnert mich ans Schifahren.
Aber lustig wars.
Sehr lustig sogar!
Heute früh regnet es immer noch.
Der Inspector und ich nutzen eine kleine Pause zwischen den Güssen
für unsere Morgenrunde. Über den Ziegenberg.
Wir beginnen immer sehr langsam.
Der Inspector weil Hundertjährige gleich nach dem Aufstehen ihre Zeit brauchen und ich,
weil ich mir all die glitzernden Wassertröpfchen, glänzenden Eukalyptusblätter
und die vielen kleinen grünen Dinge anschauen muss,
die durch den vielen Regen aus der Erde wachsen.
¡Buenas Días! -
Gott, bin ich erschrocken!
Ich war so vertieft in meine Betrachtungen, dass ich Carmelo gar nicht bemerkt habe.
Er sammelt Futter für seine Ziegen und erzählt mir, dass er den Regen mag.
Und ob ich weiß, dass man auf diesem Weg eine Runde über die alte Straße gehen kann -
äh - ja, das mache ich jeden Morgen.
Bueno, sagt Carmelo und sammelt weiter Ziegenfutter.
Von der alten Straße sehe ich eine Marienerscheinung über dem Meer.
Wir nennen es Marienerscheinung, wenn die Sonne so durch die Wolken bricht -
oder durch die Bäume – und mit ihren Strahlen Lichtflecken malt.
Lunares.
Es gibt viele Lichtflecken auf dem Meer heute.
Und viele Sonnenstrahlen.
Obwohl es hier heroben - aaaah -
Dusche ist nichts dagegen.
Aber heute bin ich vorbereitet.
Regenhose und Regenjacke. Und Kapuze.
Eigentlich ist es lustig.
Sehr lustig sogar!
Und wunderschön.
Für alle Sinne.
Durch die nasse Brille sehe ich alles verschwommen.
Der Regen trommelt auf die Kapuze, ich kann ihn hören und spüren und er riecht auch gut.
Nach Wachsen und Frühling.
Mit der Zunge fange ich ein paar Tröpfchen ein, die schmecken frisch.
I´m siiiinging in the raiiiin…. ich kann Carmelo gut verstehen.
Zuhause will ich dem Inspector die Pfoten wischen, das mag er aber gar nicht.
Er will sich lieber selbst an seiner Decke trockenrubbeln.
Ein bisschen mit dem Fetzen das Fell strubbeln darf ich,
das findet er so lustig, dass er eine Runde durch die Küche hüpft,
mein Hundertjähriger.
Und dabei überall nasse Pfotenabdrücke malt.
Ich mag noch schlafen, sagt der Bär, warst du schon draußen?
Ooohja, sage ich und rubble meine Haare trocken.
Schlaf gut, Bär!